Mehr Norwegen geht kaum
Von allem, was wir bisher in Norwegen unternommen haben, ist Hundeschlittenfahren unser absoluter Favorit. Weswegen wir es schon zweimal gemacht haben. Und es wahrscheinlich wieder machen werden. Und dann noch einmal.
Es war an Ostern vor ein paar Jahren, als wir das erste Mal nach Nord-Nowegen gereist sind. Bei der Urlaubsplanung sind wir auf die Empfehlung gestoßen, in der Engholm Husky Lodge, ca. 6 km außerhalb von Karasjok, einer kleinen Stadt nahe der finnischen Grenze, zu übernachten.
Der Internatauftritt ist eher einfach geraten, ganz im Gegensatz zur Lodge selbst: Ein ziemlich großes Areal mitten im Wald mit rund 11 rustikalen und einer modernen Holzhütte. Alle wurden von Sven, dem Besitzer, selbst designt und gebaut, mit viel Kreativität und einem tollen Auge für Details.
Der Husky-Hof | Bald gehts los | Bald gehts los |
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Über einen See | Auf dem Fluss | Nachmittagsstimmung |
Kaffeepause auf der Tour | Die Hunde ruhen aus | Top-moderner Transport |
Rentiere füttern | Rentiere füttern | Rentiere essen |
Mit den Huskies spielen | Mit den Huskies spielen | Nachmittagsstimmung |
Unsere Hütte | Ja, kitschig, aber auch wunderschön |
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KARTE
INFO
Sehenswürdigkeiten in der Nähe
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Samische Erzeugnisse oder Silver kaufen in Kautokeino
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Den Sami bei Rentier-Rennen zu Ostern zusehen
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Das Nordkapp ist nur 4 Stunden entfernt
Überlebenstipps für den Winter
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Warme Kleidung auch für kurze Wege; eine Schaufel (falls man von der Straße abkommt); Reifen mit Spikes oder wenigstens ein Auto mit Vierradantrieb; Mobiltelephone funktionieren hier nicht überall
Mehr Informationen
Entfernungen
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73 km / 1 std von Lakselv, 270 km / 4 std von Kirkenes oder 200 km / 3 std von Alta
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Ein paar Stunden mit dem Flugzeug von Oslo zu einem der o.g. Flughäfen
Höhepunkte
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Das Hundeschlittenfahren selbst natürlich, wenigstens für einen Tag zum Ausprobieren, oder auch mit Übernachtung in der Natur
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Einfach die Hütten der Engholm Husky Lodge genießen
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Spazierengehen im Schnee oder etwas Langlauf über zugefrorene Flüsse und Seen
Übernachtungsempfehlung
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Engholm Husky Lodge, 6 km außerhalb von Karasjok
Silvester 2014/2015 - Rentiere, Sauna, Aussenwhirlpool und chinesische Lampions
Das zweite Mal kam wir zusammen mit Freunden über Silvester hierher. Neben der Hundeschlittentour am ersten Tag, die genauso faszinierend wie beim ersten Mal war, fuhren wir am zweiten Tag mit einer samischen Familie zu ihrer Rentierherde raus, die jetzt im Winterlager ein bißchen ausserhalb von Karasjok war.
Dorthin fuhren wir in witzigen, recht einfachen und überhaupt nicht gefederten Gefährten, die an Seifenkisten erinnerten, mit Rentierfellen ausgelegt und per Anhängerkupplung mit Schneemobilen verbunden. Die ein oder andere Nasenspitze und Fingerkuppe blieb fast auf der Strecke, so kalt war es. Konnte unserer guten Laune aber nichts anhaben.
Rentiere so nah zu sehen und sie sogar aus der Hand füttern zu können, während die anderen schon ums Feuer herum saßen und gleichzeitig geröstetes Rentierfleisch aßen (was schon ein bißchen komisch war), war ein würdiger Abschluss des alten Jahres!
Da Silvester war, hatten Christel und Sven schon am Morgen die Sauna und den Badezuber draußen vorgeheizt, wo wir alle zusammen am Abend Champagner tranken und zwischen Sauna, Pool und einer Abkühlung direkt daneben im Schnee hin- und herliefen. Um Mitternacht ließen wir dann, statt irgendwelcher Raketen und Böller, die die Hunde verrückt gemacht hätten, 20 mitgebrachten chinesische Lampions kerzengerade in die eiskalte und windstille Nach aufsteigen. Stimmung pur.
Favorit
#3
Das erste Mal Hundeschlittenfahrt
Wir sind noch nie mit Hundeschlitten unterwegs gewesen, aber es hörte sich an wie das perfekte erste Abenteuer in unserer neuen Heimat. Also hatten wir 2 Nächte in der Lodge sowie die Tagestour mit den Huskys vorab gebucht.
Früh am nächsten Morgen bekamen wir und ein weiteres Paar, die sich auf gleiche Tour freuten, extra-dicke Handschuhe, riesige Stiefel sowie Lederumhänge (von Sven & Christel selbst genäht) ausgehändigt, die uns während des Ausflugs warm halten sollten und es auch taten. Anschliessend versammelten wir uns im Hof bei den Hunden hinter dem Hauptgebäude.
Und los ging es: Die gefühlt 2 Minuten dauernde Einführung in Hundeschlitten-Fahren ("das Zeichen heisst langsamer", "das hier schneller", "so bremst man" und "nicht Runterfallen!") half nicht wirklich, uns sicherer zu fühlen, aber was soll´s, wir würden das schon hinkriegen.
Sekunden später verliessen 4 Gespanne in rasantem Tempo den Hof, auf einem abenteuerlich schmalen Pfad durch den umgebenden Wald und runter zu einem zugefrorenem Fluss. Die Hunde kannten offensichtlich den Weg, denn wir waren zu sehr mit Nicht-Runterfallen beschäftigt, um irgendwelche Kommandos geben zu können.
Die Fahrt selber war schlicht atemberaubend, das spezielle Licht und die Stimmung durch die tief stehende Wintersonne, das Gefühl, in der unberührten Natur zu sein und durch frischen Schnee zu pflügen, alles fast geräuschlos, nur die Hunde hecheln zu hören, einfach unvergesslich. Durch Wälder, Hügelgruppen hinauf und hinunter, entlang kleiner Bergrücken, über zugefrorene Seen, durch Tiefschnee - wirklich unvergesslich.
Ungefähr 50 Hunde haben hier ihr Zuhause. Die meiste Zeit sind sie erstaunlich ruhig - aber nicht, wenn sie merken, dass ein Ausflug bevorsteht: Ein unglaubliches Bellen und Jaulen erhebt sich, alle machen auf sich aufmerksam, jeder will mitkommen, alle haben das unbändige Bedürfnisse zu laufen.
Wir durften bei den Vorbereitungen helfen, was unglaublich viel Spass gemacht hat und wahrscheinlich der Moment war, in dem Kati sich in die Hunde verliebt hat, und zwar in jeden einzelnen.
Nach rund 30 Minuten war alles zum Start bereit und auf uns wartete eine Überraschung: Irgendwie hatten wir erwartet, nur als Passagier teilzunehmen, uns im Schlitten sitzend durch die Natur kutschieren zu lassen. Aber dem war nicht so: Wir sollten jeder selber einen Schlitten führen, gezogen von 4 Hunden.
"Oder wollt Ihr das nicht?" fragte uns Christel. Doch, sicher wollten wir, wenn wir auch keine Ahnung hatten, wie wir das hinkriegen sollten und uns ein wenig mulmig bei dem Gedanken wurde.
Alles ist aus Naturmaterialien gebaut: Stühle, Leitern und Betten aus Holz, Tische aus roh behauenem Stein, Leuchter aus geschmiedetem Eisen, Felle, Seile etc. Und das in einer Art und Weise, dass man keine Annehmlichkeiten missen muss, die man im Winterurlaub im hohen, kalten Norden wirklich schätzt. Wenn man Glück hat, steht auch die mit Holz geheizte Sauna sowie der Außen-Whirlpool, oder die Grillhütte mit ihren gemütlichen Fellen zur Verfügung.
Die Atmosphäre ist wirklich einmalig, die Gastfreundschaft von Christel, Sven und ihrem Team sprichwörtlich, die Huskies wild und verspielt zugleich und das Essen zubereitet von Sven und Christel..., also eher nur von Christel, hervorragend.
Der perfekte Ort, um sich ein paar Tage aus dem Alltagsleben zurückzuziehen.
Und, ist es schwierig?
U
Nein, nicht wirklich. Aber es hat seine Tücken, vor allem was das Balancehalten angeht, besonders im Tiefschnee oder in engen Kurven. Sobald man einen sicheren Stand gefunden und ein bisschen Übung im Lenken und Bremsen gewonnen hat, funktioniert auch das mit der Balance und man beginnt, ein Auge für Umgebung zu haben.
Die Hunde folgen dem ersten Schlitten, so dass man nicht viel Lenken und auch nur gelegentlich auf die Bremse treten muss, um ein Überholen zu vermeiden.
Aber man muss unbedingt auf niedrig hängende Äste achten: Die Huskys laufen sehr eng um Hindernisse herum und scheren sich nicht um Schlitten und Passagiere, die etwas höher aufragen als sie selbst#. Wenn man also versucht, Fotos während der Fahrt zu machen, kann es zu unangenehmen Überraschungen kommen.
Und natürlich, man kann vom Schlitten fallen
Kati ist einmal vom Schlitten gefallen, als dieser im weichen Tiefschnee plötzlich zur Seite kippte - und weg waren die Hunde samt Schlitten, erfreut wegen des plötzlich geringeren Gewichts. Glücklicherweise bekam der Hundeschlittenführer dies mit und war in der Lage, den herrenlosen Schlitten einzufangen und abzubremsen, bis Kati angespurtet kam. Wahrscheinlich würden die Hunde sonst heute noch rennen.
Während des Tagesausfluges hatten wir eine längere Pause, auf einer Lichtung in einem kleinen Wäldchen. Es gab Kaffee und die Sandwiches, die sich jeder morgens selber gemacht hatte, und die man dann über dem schnell in Gang gesetzten Lagerfeuer röstete oder auch, wie in unserem Fall, verbrannte. Währenddessen sitzt man gemütlich auf mitgebrachten Rentierfellen rund ums Feuer und tauscht die ersten Eindrücke und Sturzerlebnisse untereinander aus. Nach rund 20 Minuten werden die Hunde wieder unruhig, weil sie wissen, dass die Gruppe bald wieder die Heimreise antritt.
Wieder zurück in der Lodge kann man mithelfen, die Hunde von den Geschirren zu befreien und gleichzeitig ein bisschen mit ihnen spielen und sie kraulen kann (wobei man besser den Umhang anbehält, da die Hunde ordentlich stinken). Zum Schluss führt man jeden Hund einzeln zu einer der Hundehütten, wo sie sich ausruhen und auf ihr Fressen warten. Das Spielen mit und Verabschieden von den Hunden war eindeutig das, was Kati am besten gefiel und bei insgesamt 46 Hunden kann man sich so ungefähr vorstellen, wie lange es gedauert hat.
Den restlichen Abend haben wir damit verbracht, uns vor dem Kamin in unserer Hütte zu räkeln, ein bisschen zu lesen und darauf zu warten, dass einer vom Team Endholm Bescheid gibt, dass man zum Abendessen im Haupthaus kommen kann. Zusammen mit den anderen Gästen sitzt man dort, isst, redet und tauscht Erfahrungen und Tipps für weitere Norwegenreisen aus. Ein tolles Erlebnis, nur zu empfehlen!